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Übersicht: AktuellesErstellt am: 23.11.2021

Maligne endokrine Tumoren (MET) im Kindesalter zählen zu den so genannten seltenen Tumoren und machen jährlich gerade einmal drei Prozent aller Tumorneuerkrankungen in diesem Alter in Deutschland aus. Diese Tatsache erschwert eine einheitliche Diagnostik und Therapie. Umso wichtiger ist eine möglichst vollständige Erfassung betroffener Kinder und Jugendlicher, wie es das MET-Register der Deutschen Gesellschaft für pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH) leistet. Seit Sommer dieses Jahres ist Prof. Dr. Beate Timmermann, Direktorin der Klinik für Partikeltherapie und ärztliche Leiterin des Westdeutschen Protonentherapiezentrums Essen (WPE), Mitglied der Studienkommission der entsprechenden GPOH-MET-Studie. Gleichzeitig übernimmt sie die Rolle der „Referenzstrahlentherapeutin“ für MET.

Ein Kompetenznetzwerk aus Expertinnen und Experten der Bereiche Kinderonkologie, Kinderendokrinologie, Kinderchirurgie, endokrine Chirurgie, Nuklearmedizin, Pathologie, Molekularbiologie, Humangenetik und Strahlentherapie – als solches versteht sich die GPOH-MET-Studienkommission und verfolgt dabei insbesondere ein Ziel: die Etablierung einheitlicher Diagnose- und Therapieleitlinien, aber auch die individuelle Beratung komplexer Fälle. Damit soll eine grundsätzliche Optimierung der Behandlung und Versorgung von an MET erkrankten Kindern und Jugendlichen erreicht werden. In diese Gruppe fallen all jene Patientinnen und Patienten unter 18 Jahren, bei denen ein Schilddrüsenkarzinom, Nebennierenrindentumoren, Phäochromozytome oder gastroenteropankreatische neuroendokrine Neoplasien diagnostiziert wurden. Die jeweiligen medizinischen Befunde, Krankheitsverläufe und Therapien werden seit 2013 zentral im GPOH-MET-Register erfasst und bilden so die Basis für weitere Erkenntnisse und damit möglicherweise für die Entwicklung neuer Therapiemodalitäten. Zugleich werden auch Daten im Hinblick auf Risikofaktoren, Nachsorge und Langzeitfolgen dokumentiert und ausgewertet.

„Bei der Primärbehandlung der MET spielt die Strahlentherapie meist nur eine untergeordnete Rolle. Aber sie kommt in der Regel als Second- oder Third-Line-Therapie bei individuellen Heilversuchen zum Einsatz, also etwa, um Symptome zu lindern und den Krankheitsverlauf generell zu verzögern“, erläutert Prof. Dr. Beate Timmermann. Doch gerade weil es sich um so extrem seltene bösartige Tumoren handelt, gilt es, künftig auch die Möglichkeiten und Chancen einer Bestrahlung bei MET eingehender in den Blick zu nehmen. „Ich freue mich deshalb sehr, dass ich mich und damit auch die Expertise aller Kolleginnen und Kollegen am WPE nunmehr in die GPOH-MET-Studienkommission einbringen kann.“ Zudem wurde die Direktorin der Klinik für Partikeltherapie zur Referenzstrahlentherapeutin des GPOH-MET-Registers ernannt und nimmt seither an den interdisziplinären, virtuellen Tumorboards teil. Als erstes Projekt plant Prof. Timmermann außerdem, im Rahmen eines wissenschaftlichen Projekts den Einsatz der Strahlentherapie bei MET in den vergangenen Jahren zu untersuchen. „Es wird das erste Mal sein, dass wir in Deutschland versuchen, die Rolle der Strahlentherapie für diese Krebserkrankung bei Kindern dezidiert zu untersuchen. Wir hoffen auf wichtige Erkenntnisse und wollen gleichzeitig eine Grundlage bilden für die zukünftige Beratung der Betroffenen“.

Hintergrund:
Das GPOH-MET-Register baut auf der von 1997 bis 2012 durchgeführten Therapieoptimierungsstudie „Maligne endokrine Tumoren im Kindes- und Jugendalter (GPOH-MET 97)“ auf, in deren Rahmen über 800 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren mit MET erfasst worden sind. Damit wurden weltweit erstmals einheitliche Daten zur Epidemiologie, Therapieoptionen, Prognosen und möglichen Spätfolgen bei MET in einer Patientenkohorte erhoben. Die GPOH-MET-Studienzentrale ist der Universitätskinderklinik Magdeburg / Pädiatrische Hämatologie und Onkologie zugeordnet. Das GPOH-MET-Register wird von der Deutschen Krebsstiftung gefördert. Im Jahr 2020 wurde die Studienleitung neu ausgeschrieben und erneut an Magdeburg vergeben. In Rahmen dieser Neuregelung erfolgte auch die Benennung von Frau Prof. Beate Timmermann zur Referenzstrahlentherapeutin.