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Übersicht: AktuellesErstellt am: 14.05.2018

Die HNO-Klinik am Universitätsklinikum Essen (UK Essen) ist seit 2014 zertifiziertes „Kopf-Hals-Tumor-Zentrum“ der Deutschen Krebsgesellschaft und nutzt als solches das gesamte Spektrum der modernen operativen und konservativen Tumortherapie. Das übergeordnete Ziel des interdisziplinären Zentrums: die innovative Diagnostik und Therapie von Kopf-Hals-Tumoren auf höchstem Niveau. Integraler Bestandteil dieses Anspruchs ist auch eine umfassende interdisziplinäre Versorgung und damit verbunden eine intensive Kooperation mit dem WPE.

Unter dem Begriff Kopf-Hals-Tumoren werden verschiedene Krebsarten zusammengefasst, die zunächst lediglich eines gemein haben: Sie treten im Kopf-Hals-Bereich auf. Dazu gehören unter anderem bösartige Tumoren der Mundhöhle, des Rachens (Naso-, Oro-, Hypopharynxkarzinome), des Kehlkopfes (Larynxkarzinome), der Nase, der Nasennebenhöhlen, des äußeren Halses, der Schilddrüse und – selten – der Speicheldrüsen. Etwa 90 Prozent aller Tumoren im Kopf-Hals-Bereich sind so genannte Plattenepithelkarzinome, die zumeist in der Mundhöhle, im Pharynx sowie im Larynx diagnostiziert werden. Die Deutsche Krebsgesellschaft geht bei Kehlkopfkrebs von bundesweit jährlich rund 3.600 Neuerkrankungen bei Männern und 500 bei Frauen aus; von Pharynxkarzinomen sind etwa 9.350 Männer und 3.740 Frauen pro Jahr betroffen. Das durchschnittliche Alter zum Zeitpunkt der Diagnose: 63 Jahre bei Männern bzw. 66 Jahre bei Frauen.


Im Rahmen klinischer Therapiestudien untersucht die HNO-Klinik derzeit nicht nur neue Medikamente auf deren Wirksamkeit, sondern erforscht auch gezielt die Möglichkeiten kombinierter Behandlungsformen bei lokal fortgeschrittenen Kopf-Hals-Malignomen, etwa bi-modal mittels OP und Radio-Chemotherapie oder tri-modal mittels Induktionschemotherapie,  OP und Radio-Chemotherapie . Einen weiteren wichtigen Schwerpunkt zukünftiger Forschung stellen die Entwicklung innovativer Methoden zur Früherkennung, sowie die immunologische Analyse der Tumorbiologie, und die Etablierung neuer immuntherapeutischer Strategien bei Kopf-Hals-Tumoren dar.

Weitere Informationen: www.hno.uk-essen.de


Angaben, die sich ähnlich auch in den Fallzahlen der HNO-Klinik für das Jahr 2016 widerspiegeln: Von 182 behandelten Primärfällen entfielen 147 Fälle auf den Rachen- und Kehlkopfbereich, 18 auf Nasenhaupt- und Nasennebenhöhlen und 17 auf die Mundhöhle. Dr. med. Timon Hussain, Assistenzarzt an der HNO-Klinik: „Gerade Rauchen und Alkohol gelten als entscheidende Risikofaktoren für Kopf-Hals-Tumoren. In den vergangenen Jahren spielt insbesondere bei Oropharynxkarzinomen aber auch eine Infektion mit humanen Papillomaviren eine zunehmend wichtigere Rolle. Diese viral-assoziierten Tumoren treten bei vergleichsweise jüngeren Patienten zwischen 40 und 55 Jahren auf, sprechen in der Regel aber auch besser auf eine Therapie an.“

Grundsätzlich sind die Heilungschancen vor allem von einer frühzeitigen Diagnose abhängig. Dr. Hussain: „Nahezu alle bösartigen Kopf-Hals-Tumoren in einem frühen Stadium weisen bei einer adäquaten Therapie eine gute Prognose auf. Wichtige prognostische Faktoren sind die Größe des Primärtumors, das Vorhandensein von Halslymphknotenmetastasen und das (seltene) Auftreten von Fernmetastasen, vorwiegend in der Lunge.“ Lokalisation und Größe des Tumors haben darüber hinaus auch entscheidenden Einfluss auf die jeweilige Therapieform.

Als zertifiziertes „Kopf-Hals-Tumor-Zentrum“ nutzt die HNO-Klinik neben modernsten chirurgischen Methoden gezielt auch die innovativen Möglichkeiten der Protonentherapie. Ergänzend zu einer OP – etwa wenn der Tumor bereits gestreut hat oder die Sicherheitsränder bei der operativen Entfernung sehr knapp waren – aber noch öfter als primäre Behandlungsmethode. Als  schonendes, zielgenaues Verfahren, so Dr. Hussain, sei eine Protonentherapie dabei vor allem bei Tumoren in besonders sensiblen Regionen, etwa bei Nasopharynxkarzinomen (Tumoren im Nasenrachenraum), Karzinomen der Nasennebenhöhlen, Ästhesioneuroblastomen und Speicheldrüsenkarzinomen, angezeigt. „Grundsätzlich werden die Vor- und Nachteile aller Verfahren sorgfältig gegeneinander abgewogen. Die Therapieentscheidung für jeden Patienten fällt daher individuell in einer interdisziplinären, wöchentlichen Tumorkonferenz unter Einbeziehung der Experten aller Fachdisziplinen.“ Gemeinsam bestimmen HNO-Chirurgen, Strahlentherapeuten, Onkologen, Radiologen und Pathologen die jeweils beste Therapieoption – stets zum Vorteil des Patienten.

 
Dr. med. Timon Hussain ist Assistenzarzt an der Hals-Nasen-Ohren-Klinik am Universitätsklinikum Essen. Er hat 2013 an der medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München promoviert und war von 2012 bis 2014 im Rahmen eines Forschungsaufenthalts an der University of California, San Diego (USA), tätig.