0201 723 6600
Übersicht: AktuellesErstellt am: 13.07.2023

Bei dem Treffen der Online-Selbsthilfegruppe für Patientinnen und Patienten mit einem Chordom sowie Angehörigen wird Prof. Beate Timmermann als Expertin zum Thema Strahlentherapie am 18. Juli 2023 teilnehmen.

Die deutsche Vertretung der internationalen Organisation „Chordoma Foundation“ organisiert regelmäßig virtuelle Treffen im deutschsprachigen Raum, um Patientinnen und Patienten sowie Angehörige von Betroffenen einen Raum zum Austausch zu geben. Bei dem Treffen Mitte Juli wird die Direktorin der Klinik für Partikeltherapie und Ärztliche Leiterin des Westdeutschen Protonentherapiezentrum Essen, Prof. Beate Timmermann, teilnehmen.

Die Strahlentherapie ist bei der Behandlung von Chordomen ein wichtiger Bestandteil. Aber wann ist eine Strahlentherapie angezeigt? Was ist Protonentherapie? Was ist der Unterschied zu einer Bestrahlung mit Photonen oder einer Kohlenstoff-Ionen-Therapie? Wie soll man sich entscheiden, welche Art der Bestrahlung am besten geeignet ist? Ist eine Strahlentherapie auch eine Option, wenn es sich um ein (lokales) Rezidiv handelt? Auf diese und weitere Fragen wird Prof. Beate Timmermann während Ihres Vortrags und der anschließenden Fragerunde eingehen. Sie wird auch einen kurzen Überblick über den Stand der Forschung im Bereich der Protonentherapie geben.

Zusammen mit der Chordoma Foundation freuen wir uns, Sie bei der Veranstaltung begrüßen zu dürfen.

Zoom-Café

Das Zoom-Cafe des deutschen Ablegers bringt Chordom-Patientinnen und Patienten, Angehörige sowie medizinische Experten zusammen, um Erfahrungen auszutauschen und von medizinischen Fachkräften zu lernen.

Prof. Dr. Beate Timmermann.

Expertin im Gespräch

Prof. Dr. med. Beate Timmermann ist die Direktorin der Klinik für Partikeltherapie und Ärztliche Leiterin des Westdeutschen Protonentherapiezentrum Essen. Ein Schwerpunkt ihrer klinischen und wissenschaftlichen Tätigkeit liegt bei der Behandlung von Sarkomen.

Kontakt

Individuelle Anfragen können an unser Case Management adressiert werden:

Behandlung von Chordomen am WPE

Hintergründe zu Chordomen

Chordome sind sehr seltene Tumoren, die zu der Gruppe der Sarkomen zählen. Sie sind typischerweise nahe kritischer Strukturen lokalisiert, wie kranialen Nerven, Hirnstamm, Rückenmark, Sehbahnen, Arterien, Hirnparenchym und dem Becken.

Die primäre Therapieoption bei Chordomen stellt meist die Operation dar. Trotz technischer Fortschritte in chirurgischen Verfahren ist – bedingt durch die Lage – eine komplette Resektion der Tumoren jedoch häufig nicht möglich. Teilweise sind Chordome aufgrund der Lage (bspw. an der Schädelbasis) komplett inoperabel. Zudem haben Chordome eine niedrige Sensitivität gegenüber der Chemotherapie.

Studien belegen ein verbessertes Outcome bei Patienten mit kombinierter Operation und postoperativer Strahlentherapie im Vergleich zu Patienten, die eine alleinige Operation erhielten. Daher ist zur prognostischen Verbesserung bei Patientinnen und Patienten mit Chordom eine adjuvante oder definitive Strahlentherapie indiziert. Jedoch kommt erschwerend hinzu, dass Chordome bei einer Dosis von 45 bis 60 Gy strahlenresistent sind. Erst mit Dosiseskalationsstufen ab 60 Gy können höhere Tumorkontrollraten erreicht und damit die Prognose verbessert werden.

Protonentherapie bei Chordomen

Aufgrund der Nähe von Chordomen zu Risikoorganen, sind Dosiseskalationen (d.h. Dosen über 60 Gy) jedoch mit hohen Risiken verbunden, da das umliegende Gewebe in Mitleidenschaft gezogen werden kann. Daher ist die Protonentherapie inzwischen zu einem postoperativen Standardverfahren bei Kindern und Erwachsenen mit Chordomen geworden. Aufgrund der physikalischen Eigenschaften von Protonen sind steile Dosisabfälle außerhalb der Tumorregion möglich. Somit können hohe Dosen am Tumor verabreicht werden bei gleichzeitiger Schonung des umliegenden Gewebes. In Studien beschriebene Gesamtdosen der Protonentherapie von Chordomen ermöglichen zwischen 64 und 79 Gy mit täglichen Fraktionen von 1,8 bis 2,0 Gy.

Untersuchungen zeigen, dass die Protonentherapie das Potenzial hat, hohe Tumorkontrollraten bei Patienten mit Chordomen bei gleichzeitig niedriger Inzidenz von Nebenwirkungen und sekundären Tumoren zu erreichen.

Chordome am WPE

Die sehr selten auftretenden Chordome werden bei uns im WPE vergleichsweise häufig behandelt. Sarkome, zu denen die Chordome gehören, sind nach den Tumoren des Zentralen Nervensystems die meistbehandelte Erkrankung. Fast 30 Prozent aller behandelten Tumoren waren Sarkome, davon war jedes neunte Sarkom ein Chordom.

Am WPE verwenden wir mit dem intensitätsmodulierten Pencil-Beam-Scanning (PBS) die modernste Form der Protonentherapie. Diese hochpräzise Form der Strahlentherapie ermöglicht es uns, u.a. Chordome und andere Sarkome mit hochdosierter Strahlung millimetergenau zu behandeln.