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Übersicht: AktuellesErstellt am: 23.02.2023

Besonders Kinder und junge Erwachsene profitieren von der gewebeschonenden Bestrahlung

2023 ist für das Westdeutsche Protonentherapiezentrum (WPE) ein ganz besonderes Jahr: Wir feiern unser zehnjähriges Bestehen. Kurz vor diesem Jubiläum konnte gerade die Behandlung des 2000. Kindes erfolgreich abgeschlossen werden. Ihr Name: Veronica.

2021 wurde bei der heute 17-Jährigen ein Meningeom, also ein Hirntumor, diagnostiziert. Bereits seit ihrer Pubertät litt Veronica unter starken Kopfschmerzen, die zunächst als familiäre Migräne eingestuft und einer psychischen Belastung zugeschrieben wurde. Doch dann spürte sie plötzlich auch ihr linkes Bein nicht mehr und ihr linker Arm fühlte sich taub an, als wenn der Arm eingeschlafen wäre. Ein Krampfanfall mit anschließendem MRT führte schließlich zur Gewissheit: Die damals 16-Jährige hatte einen tennisballgroßen Hirntumor, der zwar nicht streut, aber wächst. Nur eine Woche später lag sie bereits im OP des Ulmer Uniklinikums. Bei dem neunstündigen Eingriff konnte der Tumor nicht vollständig entfernt werden, da er bereits in Knochen und Gefäße eingewachsen war. Aber die Kopfschmerzen waren nach der Operation dennoch verschwunden und man hoffte, dass der Resttumor nicht weiterwachsen würde.

Schonende Bestrahlung mit Protonen

Obwohl das Gros der Patientinnen und Patienten noch nicht erwachsen ist, können auch Erwachsene von einer Protonentherapie profitieren.  Radikale Operationen können  zum Beispiel beim Prostatakarzinom leider nicht selten zu Impotenz und Inkontinenz führen. Auch im Vergleich zur herkömmlichen Bestrahlung mit Photonen kann die Protonentherapie in bestimmten Fällen von Vorteil sein und die Lebensqualität bei den Betroffenen verbessern. Bei Augentumoren nah am Sehnerv oder der Netzhaut kann durch die Protonentherapie oftmals die Sehkraft erhalten werden. Beide Krebsarten werden im WPE ebenfalls behandelt. Auch viele Erwachsene mit Hirntumoren, Sarkomen und Kopf-Halstumoren werden am WPE mit Protonen behandelt

Bei Kindern werden am WPE neben den Hirntumoren (mehr als die Hälfte der Fälle) und sarkomatösen Tumoren (mehr als ein Viertel der Fälle) auch andere Tumorarten im Bereich der Schädelbasis beziehungsweise Kopf/Hals, Wirbelsäule und des Beckens behandelt. Etwa 20 Prozent der Tumore im Kindesalter treten bereits vor dem dritten Lebensjahr auf. Bei den Betroffenen im Alter unter sechs Jahren ist oftmals eine Sedierung erforderlich, um den Stress erheblich zu reduzieren und eine ruhige Lagerung und damit zielgenaue Bestrahlung sicherzustellen. Auch in diesen Anästhesien besteht am WPE eine besonders große Erfahrung, bei über 1000 Kindern wurde sie bei uns bereits durchgeführt.

Lebensqualität und -freude erhalten

Eine solche Sedierung war bei Veronica, unserer 2.000. jungen Patientin, natürlich nicht erforderlich. Fünf Bestrahlungen pro Woche wurden bei ihr durchgeführt. Nach insgesamt 30 Sitzungen konnte die Therapie erfolgreich abgeschlossen werden. Bei jeder Sitzung wurde der Tumor zweimal 60 Sekunden lang aus verschiedenen Richtungen bestrahlt. Mit nur wenig Nebenwirkungen: Kurz nach der Sitzung fühlte sich Veronica immer etwas schlapp und klagte über Kopfschmerzen. Schmerzmittel konnten jedoch schnell Abhilfe schaffen. An der bestrahlten Stelle kam es örtlich zu Haarausfall.

Aber am Nachmittag nach der Behandlung war sie eigentlich immer wieder fit genug, um mit Hündin Nala und ihrer Mutter, die sie begleitet hat, das Ruhrgebiet zu erkunden oder für die Schule zu lernen. Im Mai stehen die Prüfungen für den Realschulabschluss an. Die darf Veronica genauso optimistisch angehen wie ihre anderen Pläne für die Zukunft: Sie möchte eine Ausbildung zur Pharmazeutisch-Technischen Assistentin machen, und eine große Familie gründen – aus medizinischer Sicht spricht nichts dagegen. Und wer die 17-Jährige am WPE kennengelernt hat, weiß, dass die lebensfrohe Jugendliche auch sonst nichts davon abhalten dürfte.

Alles Gute, liebe Veronica!

Behandlung von Kindern

Alle wichtigen Informationen zur Behandlung von kindlichen Tumoren mit der Protonentherapie haben wir für Sie zusammengestellt.