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Übersicht: Erstellt am: 27.01.2020

Im Dezember 2019, rund sechseinhalb Jahre nach Eröffnung des Westdeutschen Protonentherapiezentrums, hat das WPE seinen 2.000. Patienten behandelt: Der 71-jährige Franz Ott aus Bayern ist an einem Prostatakarzinom erkrankt und erhielt über vier Wochen insgesamt 20 Bestrahlungen. „Die Behandlung von mittlerweile mehr als 2.000 Patientinnen und Patienten spiegelt wider, dass wir uns als Standardverfahren etablieren konnten – ein enormer Erfolg, auf den wir sehr stolz sind“, sagt Prof. Dr. Beate Timmermann, Direktorin der Klinik für Partikeltherapie am WPE. Das Westdeutsche Protonentherapiezentrum ist Deutschlands größte Protonentherapieanlage an einem Universitätsklinikum und behandelt Patienten aus ganz Deutschland, Europa und dem weiteren Ausland.

Dass sich der ehemalige Realschullehrer Franz Ott für die Protonenbestrahlung als Therapie sowie Essen als Behandlungsort entschieden hat, hat er nicht bereut: „Ich wurde sehr freundlich aufgenommen. Im Vorfeld hatte ich einen Case Manager als festen Ansprechpartner, der mich großartig unterstützt hat. Und von den erhaltenen Bestrahlungen verspüre ich keine Nebenwirkungen.“ Otts Behandlung erfolgte im Rahmen einer Therapiestudie, die das WPE gemeinsam mit der Urologie des Universitätsklinikums Essen durchführt.


Sechseinhalb Jahre WPE in Zahlen
Mehr als 2.000 Patientinnen und Patienten aus 39 Ländern wurden in den vergangenen sechseinhalb Jahren im WPE behandelt. Das steht zugleich für mehr als 60.000 Bestrahlungen, 18.000 Sedierungen, die Sichtung von gut 10.000 Patientenunterlagen, 5.000 Behandlungspläne, 2.600 Messing-Aperturen mit einem Gesamtgewicht von 21.000 Kilogramm, 220 Meter Plexiglas für Kunststoff-Kompensatoren mit einem Gesamtgewicht von 7.700 Kilogramm sowie einem Team, das von einigen wenigen Spezialisten auf knapp 130 Mitarbeitende gewachsen ist. Und nicht zuletzt wurden auch 1,457 Trillionen Protonen produziert – das allerdings allein im Jahr 2018. Zudem, so WPE-Verwaltungsdirektorin Liane Ohlms, wurden „unzählige Telefonate mit Patientinnen und Patienten, Angehörigen, Zuweisern, Krankenkassen oder Kolleginnen und Kollegen geführt, unzählige Daten dokumentiert, Dokumente gescannt, Unterkünfte und Taxifahrten organisiert.“


Tatsächlich hat sich die Protonentherapie bei der Behandlung von Prostatakarzinomen in den letzten Jahren aufgrund ihrer Präzision immer mehr etabliert: Anders als bei einer konventionellen Therapie mit Photonen geben Protonen die Strahlung unmittelbar im Tumor ab und schonen damit das umliegende gesunde Gewebe. Das ist vor allem dann von Vorteil, wenn Tumoren hohe Strahlendosen erfordern, besonders tief im Körper liegen oder von sensiblem Gewebe oder Organen umschlossen werden. „Das Prostatakarzinom benötigt grundsätzlich eine hohe Strahlendosis, die meist auf einen längeren Zeitraum verteilt gegeben wird, um sie verträglicher zu machen“, erläutert Prof. Timmermann. Oftmals werden Prostatapatienten deshalb über rund acht Wochen therapiert. Franz Otts Behandlung jedoch konnte nach der Hälfte der üblichen Zeit abgeschlossen werden: „Die Genauigkeit der Protonen erleichtert eine Verteilung der Strahlendosis auf weniger Einzelsitzungen, weil der gesunde Körper um den Tumor herum nur wenig mitbestrahlt und auch durch die intensiveren Sitzungen insgesamt weniger belastet wird.“

Schonender, schneller und hinsichtlich des normalen Tagesablaufs nur wenig einschränkend: Mehr als 2.000 Patientinnen und Patienten haben mittlerweile von den Vorteilen der Protonentherapie am WPE profitiert.